Unser Partnerschaftstreffen fand 2025 in Nancy, genau in Vandoeuvre les Nancy, in Frankreich statt. Schön früh wurde diese schöne Stadt von uns ausgesucht, auch weil von dort aus ein Besuch in Metz möglich war.
Da die Teilnehmer des Treffens an verschiedenen Tagen anreisten, war die Gestaltung des Programms schwierig zu organisieren. Aber unsere Freunde haben mit viel Vorbereitung und Zeit ein wunderschönes Programm für uns zusammengestellt.
Nach der Anreise von acht französischen und vier deutschen Jumeleuren am Montagnachmittag besuchten wir den nah gelegenen Park „Jardin botanique Jean-Marie PELT“. Jean-Marie Pelt hat u.a. als Botaniker große Anerkennung gefunden und sich weltweit für die Natur eingesetzt. Zu unserer Überraschung fand an diesem Nachmittag im Park ein klassisches Konzert einer jungen Konzertgruppe statt. So konnten wir bei herrlichem Sonnenschein in der schönen Natur die Musikdarbietung genießen.
Unser Hotel in Nancy war gut ausgesucht. Die gute Küche hat uns jeden Tag erfreut, zumal auch auf Extra-Wünsche eingegangen wurde. Schon am 2. Tag wusste „unser“ Kellner über Unverträglichkeiten einzelner Gäste Bescheid und brachte „Ersatz“. Auch seine gute Laune brachte Freude zum Abendessen.
Am Dienstag fuhren wir nach Mirecourt. Diese Stadt war früher ein Zentrum für Geigenbau. Die Konkurrenz durch den asiatischen Raum machte dieses Handwerk hier zunichte. Nun erinnert noch ein Museum für Geigenbau an die große Zeit. Nach dem Besuch dieses Museums machten wir noch einen Stadtrundgang.

Nach einer Pause und einem kleinen Imbiss ging die Fahrt per Auto weiter zur Besichtigung zum Schloss Haroué. An dieser Stelle stand ursprünglich eine Festung. Nach Zerstörung, Wiederaufbau, erneuter Zerstörung, unternimmt Fürst Marc de Beauvau-Craon gemeinsam mit dem Architekten Germain Boffrand den Wiederaufbau des Schlosses. Die Fürstenfamilie Beauvau-Craon ist noch heute im Besitz des Schlosses, hat das Schloss als National-Denkmal dem Publikum geöffnet. Es finden auch interessante Kunstausstellungen statt, wie z. Zt. eine Ausstellung „Frauen-Porträt-Fotografien“.
Am Mittwoch besuchten wir Metz. Hier erwartete uns eine geführte Besichtigung der Kathedrale. Sie besitzt mit 42m Gewölbehöhe eines der höchsten Kirchenschiffe Frankreichs und außergewöhnliche Kirchenfenster, die aus der Zeit vom 13. bis 21. Jahrhundert stammen. So haben namhafte Künstler aus verschiedenen Epochen zur großartigen Gestaltung der Kathedrale beigetragen.

Nach dem ausführlichen Rundgang war eine Pause mit einem kleinen Imbiss angesagt. So mussten wir leider aus der angenehmen Kühle der Kathedrale in die Sommerhitze, aber in der Markthalle von Metz konnten wir uns erholen.
Aber Metz hat zu viele Sehenswürdigkeiten, um die Zeit mit einer langen Pause zu vergeuden. Auf dem Rundgang durch den „inneren Zirkel“ von Metz über viele Plätze gingen wir auch noch in das „Musée de la Cour d’Or“. Hier findet sich die Geschichte von Metz, gallorömische archäologische Sammlungen, Sammlungen der mittelalterlichen Kunst und der Bildenden Kunst sind präsentiert.
Durch das „Deutsche Tor“ verließen wir die Innenstadt und gingen noch vorbei an eindrucksvollen Gebäuden und Kirchen zu unseren Autos, dann zurück zum Hotel in Vandoeuvre les Nancy.
Am Donnerstag wurden wir von unseren französischen Freunden nach Toul gefahren. Toul ist eine sehr alte Stadt und erhielt schon im 4. Jahrhundert unter gallo-römischem Besitz eine Stadtbefestigung. In der späteren wechselvollen Geschichte zwischen den Nachbarn Frankreich und Deutschland und die Bedeutung von Toul, sah man sich immer wieder veranlasst, die Festung auszubauen und zu verstärken. So wurde die Stadt durch eine Reihe von Forts gesichert.
Wir machten einen Stadtrundgang und liefen auch über die alte Römerstraße „Via Agrippa“, die früher Lyon mit Trier verband. Auch hier gibt es eine eindrucksvolle Kathedrale. Saint-Etienne hat einen besonders schönen Kreuzgang. Der Giebel der Westfassade, einem Meisterwerk der Flamboyant-Gotik, umschließt eine steinerne monumentale Figur „Christus am Kreuz“. Es ist die größte Christusfigur, die an einer gotischen Fassade angebracht wurde.
Die hochsommerliche Hitze ließ uns bald eine Pause in einem kühlen Lokal einlegen, bevor wir zu unserem nächsten Ziel aufbrachen, der mittelalterlichen Stadt Liverdun. Sie ist auf einer Anhöhe gelegen. Evelyn und Henry hatten schon am Montag über einen Fußweg durch den Wald erprobt, ob uns der Aufstieg zuzumuten ist. So gingen wir den schönen Weg, einige mit kleinen Pausen, zum Toreingang der kleinen Stadt Liverdun. Von hier aus hat man einen schönen Blick über eine der vielen Moselschleifen.

Mit Hilfe der von Rémi ausgeteilten Flyer konnten wir mühelos die beschriebenen Sehenswürdigkeiten der kleinen Stadt finden. Etwas länger hielten wir uns dann in der Kirche Saint-Pierre auf, um uns etwas abzukühlen. Bevor es wieder zurück zum Hotel ging, kauften wir noch „Les Madeleines de Liverdun“, denn hier ist die „Fabrication artisanale de Lorraine“, der berühmten „Madeleines“. Und hier erfuhr ich auch, dass es die Madeleines in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt: Zitrone, Kirsche und vor allem Mirabelle. In der Lorraine werden die meisten Mirabellen geerntet.
Zurück in Vandoeuvre hatte Rémi keine Zeit, sich auszuruhen. Er war so freundlich, weitere Jumeleure aus Frankreich und Deutschland vom Bahnhof in Nancy abzuholen. So wurde unsere Runde beim Abendessen immer größer.

Am Freitag fuhren wir, jetzt mit einem modernen „Trolley-Bus“, nach Nancy. Rémy hatte sich gründlich vorbereitet, um mit uns durch das „Nancy Vieille Ville“ zu gehen. Es führt zu weit, all die schönen Plätze, Kirchen und Sehenswürdigkeiten aufzuzählen, die Nancy zu bieten hat. Erwähnen möchte ich nur den großartigen „Place Stanislas“, mit seiner Größe und kunstvoll geschmiedeten, vergoldeten Portalen an den Ecken des Platzes. Der Platz wurde im 18. Jahrhundert nach der Idee von Stanislaw Leszczynski, dem Herzog von Lothringen und ehemaligen König von Polen, angelegt. Der Platz gehört seit 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Nach diesen vielen Eindrücken führte uns der Weg in den „Parc de la Pépinière“. Wer wollte, fand Erholung dabei, auf einer Bank sitzend den vorbeigehenden Spaziergängern nachzusehen. Es gab aber auch Jumeleure, die noch auf eigene Faust weiter die Stadt erkundeten.
Am Freitagabend, zum Abendessen im Hotel, traf dann der letzte der 21 Teilnehmer des Treffens ein. Rainer musste am Freitag leider noch zur Arbeit, ließ es sich aber nicht nehmen, auch nur für kurze Zeit mit dabei zu sein. Danke dafür.
Wenn wir glaubten, schon alles in Nancy gesehen zu haben, hatten wir uns getäuscht. Denn am Samstag ging es wieder per Trolley nach Nancy. Samstags können die öffentlichen Verkehrsmittel in Nancy kostenlos genutzt werden. Das war praktisch.
Nun ging der Weg durch das neuere Nancy. Nach dem verlorenen Krieg 1871 verließen viele Franzosen das nun deutsche Metz und gingen u.a. nach Nancy. Die neuen Bewohner erhielten einen neuen Stadtteil, der der Zeit gemäß, im Biedermeierstil errichtet wurde. Die Fassaden erinnern daran. Einen Höhepunkt stellt die „Villa Majorelle“ dar. Sein Besitzer ließ die Villa innen wie außen im Biedermeierstil erbauen. Die Fassaden, sowie die Innenwände und Holzeinrichtungen sind ein Gesamtkunstwerk. Eine wunderschöne Villa. Leider ist der dazugehörige Garten inzwischen sehr klein. Der Sohn des Erbauers ist der Liebe wegen nach Marokko ausgewandert und hat seinen Besitz in Nancy der Stadt verkauft. Die hat auf dem riesigen Parkgelände Häuser bauen lassen.
Nach dem Besuch der Villa gingen wir noch in das Museum der „École de Nancy“. Hier waren historische Möbelstücke und Kunstwerke ausgestellt. Es fanden sich auch Möbel und Bilder, die aus der Villa Majorelle im Museum ihre Bleibe gefunden hatten.

Danach setzten wir unseren Rundgang durch das neue Nancy fort. Revolutionär war ein Haus, das im „Fachwerkstil“ gebaut wurde. Nur bestanden die tragenden Elemente nicht aus Holz, sondern aus Eisen. Ein damals ganz neues Baumaterial. Ein Haus so zu bauen, war seinerzeit ein Skandal.
Zum Mittagsimbiss gingen wir in die Markthalle von Nancy, bevor wir den Rundgang in Nancy abschlossen. Die Markthallen in Frankreich sind eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Produkte der Region und Spezialitäten aus Frankreich kennen zu lernen.

Zurück im Hotel konnten wir uns etwas ausruhen und entspannen. Und dann war es schon Zeit für das Abschiedsessen. Unsere französischen Freunde haben uns mit einer Einladung in ein Restaurant, das im Country-Stil ausgestaltet war, überrascht. Das gibt es auch in Frankreich.
Wir danken unseren Jumelages-Freunden von der Sektion Picardie für eine wunderschöne, erlebnisreiche Woche und besonders danke an Michèle und Rémi, die besten Reiseleiter. Wir haben so viel an schönen Erinnerungen an die Region und vor allem, an Euch mit nach Hause nehmen können. Wir freuen uns schon auf das nächste Wiedersehen mit Euch, dann in Deutschland. Und einige der französischen Freunde sehen wir ja schon in Dresden wieder.
Auf Wiedersehen, au revoir.
Annelies Radermacher